Fakten vernetzen mit FactGrid
FactGrid ist eine kollaborative Datenbank, die historische Informationen in einer strukturierten, maschinenlesbaren Form bereitstellt. Sie basiert auf der Wikibase-Technologie und ermöglicht es, komplexe historische Zusammenhänge durch semantische Verknüpfungen sichtbar zu machen. Unser Forschungsprojekt nutzt FactGrid, um Daten nicht nur zu sammeln, sondern auch in Netzwerken abzubilden – eine Perspektive, die klassische Quelleneditionen erweitert und die Anschlussfähigkeit an digitale Methoden sichert.
Die Arbeit mit FactGrid folgt dabei einem doppelten Ansatz: Zum einen werden bereits bekannte historische Daten aufbereitet und formalisiert, etwa zu Personen, Institutionen, Ereignissen oder Objekten. Zum anderen entstehen durch die strukturierte Modellierung neue Fragestellungen: Welche Beziehungen lassen sich erkennen, wenn Daten nicht linear, sondern vernetzt organisiert sind? Welche Muster treten hervor, wenn unterschiedliche Quellengattungen in einer Datenbank zusammengeführt werden?
Ein zentrales Prinzip unserer Arbeit ist Transparenz. Jede Aussage in FactGrid wird durch Quellenangaben gestützt und ist dadurch jederzeit überprüfbar. Diese dokumentarische Genauigkeit wird durch den offenen Charakter der Plattform ergänzt: Alle Daten sind frei zugänglich, können exportiert, nachgenutzt und in andere Kontexte eingebunden werden. So entsteht eine Forschungsinfrastruktur, die nicht nur den einzelnen Projekten dient, sondern auch die historische Wissensproduktion im größeren Maßstab unterstützt.
Die Modellierung in FactGrid orientiert sich an Ontologien, die kleinste Einheiten wie „Person“, „Ort“ oder „Ereignis“ klar definieren. Diese Grundbausteine lassen sich flexibel kombinieren und bilden so ein semantisches Gerüst, das komplexe historische Zusammenhänge erfassbar macht. Dass eine Entität in verschiedenen Rollen erscheinen kann – etwa eine Person zugleich als Autor, Amtsträger und Zeitzeuge – wird dabei nicht als Widerspruch, sondern als Ausdruck der historischen Vielschichtigkeit verstanden.
Für die Forschung eröffnet FactGrid neue Perspektiven: Daten lassen sich nicht nur abfragen, sondern auch visuell aufbereiten – in Netzwerken, Karten oder Zeitstrahlen. Damit wird historische Forschung zugleich präziser und offener für interdisziplinäre Ansätze: von der Biographik über die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte bis hin zur Analyse politischer und sozialer Strukturen.
Mit FactGrid entsteht eine Datenbasis, die historische Quellenbestände auf neuartige Weise erschließt. Indem quellenbasierte Präzision mit digitalen Strukturen verbunden wird, wird ein Forschungsraum geschaffen, der die Grenzen traditioneller Editionen überschreitet. So können Historikerinnen und Historiker nicht nur einzelne Datenpunkte erfassen, sondern komplexe Zusammenhänge rekonstruieren – und diese zugleich für eine weltweite digitale Öffentlichkeit sichtbar machen.